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Profess von Br. Michael und Br. Philipp am 24.09.22

In diesem Artikel erfahrt ihr mehr über die beiden, ihre Motivation und über das, was ihnen so durch den Kopf geht.

Am 24. September dieses Jahres haben wir Augustiner einen Grund zu feiern. In der Würzburger Augustinerkirche werden zwei Mitbrüder – Br. Michael und Br. Philipp – im Rahmen eines Gottesdienstes um 11 Uhr ihre Feierliche Profess ablegen. Damit werden sie, nachdem sie bereits mehrere Jahre Augustiner sind, ihre Entscheidung für ein Weiterleben in unserer Gemeinschaft treffen. Auf Lebenszeit. 

Br. Michael begann seinen Weg in den Augustinerorden in Würzburg, Br. Philipp in seinem Heimatort Münnerstadt. Beide lebten in unseren dortigen Konventen einige Monate mit, bevor sie sich entschlossen, in den Orden einzutreten. Im August 2017 begannen sie ihr Noviziat im Augustinerkloster Maria Eich. Dort legten sie im September 2018 ihre Erstprofess ab. Seither leben sie im Augustinerkloster Würzburg. Br. Philipp arbeitet in einer Wohngruppe des Würzburger Blindeninstitutes mit Menschen mit Behinderung. Zudem ist er in vielen Bereichen innerhalb unseres Klosters tätig. Unter anderem koordiniert er den Dienst an der Klosterpforte. Br. Michael studiert an der Universität Würzburg Theologie und engagiert sich vielfältig in der Würzburger Augustinerkirche.

Über ihren Lebensweg in der Gemeinschaft und zu ihrem näch­sten großen Schritt haben sie sich selbstverständlich so einige Gedanken gemacht. 


Br. Philipp Katzenberger OSA

Ich hätte nicht gedacht, dass ich diesen Weg gehen würde. Wenn ich auf mein Leben zurückschaue, kommt mir dieser Gedanke manchmal in den Sinn. Dass ich in den Orden der Augustiner eintrete, war nicht immer klar, und wenn ich an Berufung denke, denke ich da an eine Zeit, in der viel mit mir passiert ist. 


Diesen ›Moment‹ der Berufung gab es für mich nicht, dennoch kam die Entscheidung oder der Wunsch irgendwie überraschend, dieses Leben im Orden näher kennenzulernen. ›Religiös‹ war ich eigentlich nicht. Doch mit sechzehn Jahren verspürte ich das Bedürfnis, mich mehr mit meinem Glauben auseinanderzu­setzen. Komisch, denn eigentlich war er schon immer da, mein Glaube an Gott. In dieser Zeit versuchte ich mich in dieser Hinsicht selbst zu finden. Die katholische Jugendarbeit in meinem Heimatort war eine gute Möglichkeit. Auf Jugendfreizeiten und Firmwochenenden konnte ich mich mit Themen auseinandersetzen, die mir wichtig waren, und hatte gleichzeitig Menschen um mich herum, mit denen ich meine Spiritualität leben und weiterentwickeln konnte. 


Dann kam ein Punkt, an dem ich für mich erkannte, dass dies ein wichtiges Bedürfnis für mich ist. Und eigentlich auch eines, das ich aus meinem Leben nicht mehr wegdenken wollte und konnte. Gerade als es auf das Ende meiner Ausbildung zum Erzieher zuging, stellte sich mir immer mehr die Frage: Was möchte ich danach mit meinem Leben anfangen? Wie soll es weitergehen? In meiner Ausbildung zum Erzieher und meiner Arbeit mit Menschen mit Behinderung habe ich ja schon eine Berufung gefunden. Aber das war mir nicht genug. 


Ich suchte Menschen, eine Gemeinschaft, in der ich meine Spiritualität leben kann. Ich wollte Impulse bekommen und selbst auch solche weitergeben, und das nicht nur auf die Art: »Man trifft sich mal und spricht über Gott.« Ich wollte es mit anderen leben. 


Durch die Jugend- und Ministrantenarbeit habe ich die Augustiner kennengelernt und immer wieder mal einen kleinen Einblick erhalten. Ihren Lebensentwurf fand ich sympathisch. Durch den immer enger werdenden Kontakt entschloss ich mich dazu, den Augustinern und mir eine Chance zu geben. Es hat gefunkt, das Leben in Gemeinschaft. Eine Begeisterung, die mich bis heute trägt und mich gewiss auch auf dem Pfad meines Lebens weiterführen wird. 

Br. Michael Clemens OSA

Als ich seinerzeit ins Würzburger Augustinerkloster einzog und allmählich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis von meinem neuen Wohn- und Lebensort berichtete, ereilte mich nicht selten die Frage: »Und für wie lange?« Etwas verblüfft über die Frage, versuchte ich stets deutlich zu machen, dass alles zunächst einmal in Etappen abläuft, aber die Perspektive bei mir schon »für immer« ist. Die Etappen – Gast und Interessent (alles noch ohne verbindliche Entscheidungen), Postulant, Novize, die Jahre der zeitlichen Profess (Juniorat) – liegen nun hinter mir und das »für immer« steht vor der Tür.


Am 24. September dieses Jahres werde ich mit der Feierlichen Profess versprechen, Zeit meines Lebens Mitglied des Augustinerordens sein zu wollen. Für immer also. Das heißt: gemeinsames Wohnen und Arbeiten, gemeinsame Planungen und Projekte, gemeinsames Stemmen der Herausforderungen des Lebens von Alt und Jung, gemeinsames Konto, gemeinsames Ringen um die großen und um die ganz alltäglichen Fragen, gemeinsames Feiern und gemeinsames (d. h. in dem Fall gegenseitiges) Den-anderen-Aushalten. Damit verbunden das Versprechen zu einem ehelosen Leben. Und das Ganze in Gehorsam, wie es traditionell heißt, also immer mit einem Ohr für den anderen, für die Gemeinschaft und für Gott. 


Aber warum tut man sowas? Berufung? Ich mag es nicht, für die Lebensweise in einer Ordens­gemeinschaft allzu idealistische und frömmelnde Vokabeln zu verwenden. Was in offiziellen Verlautbarungen so steht, gruselt mich eher (ersparen Sie sich lieber den Blick in Canon 607 § 1 des Codex Juris Canonici, des Gesetzbuches der Katholischen Kirche, oder in die päpstliche Instruktion Faciem tuam, Domine, requiram von Benedikt XVI.). Es geht um viel Bodenständigeres: um die Erfahrung, dass der Weg, den man eingeschlagen hat, zu einem passt und einen – bei allen An­fragen und Ungereimtheiten (die bleiben nämlich) – immer wieder beflügelt. Wenn Sie das Berufung nennen wollen, meinetwegen. Denn was meint Berufung schon anderes, als einen Weg zu gehen, bei dem man das Gefühl hat, bei sich selbst zuhause zu sein?


Weil ich dieses Gefühl habe, vielleicht mehr denn je, kann ich jetzt gut »für immer« sagen. Am meisten hat das vielleicht mit einem tiefsitzenden Charakterzug von mir zu tun: mit Neugierde. Neugierde lässt mich die kleinen und großen Fragen des Lebens stellen. Immer wieder neu. Neugierde lässt mich stundenlang irgendwelche Dokus auf YouTube schauen oder Beck-Wissen-Bände lesen. Neugierde ließ mich dem Gefühl nachgehen, dass das mit den Augustinern vielleicht etwas für mich sein könnte, und Neugierde lässt mich weiterhin auf dieser Spur blieben. 


Und einfach so ein »für immer« ohne ein Wort zur kirchlichen Großwetterlage? Ich sag mal so: Im Kreis der Mitbrüder muss ich es wenigstens nicht allein ertragen und kann versuchen manches besser zu machen.